Hier im Westen finden die meißten Menschen den Zugang zum Yoga über Hatha-Yoga.

Es gibt viele Arten von Yoga, die alle auf altertümliche spirituelle Praktiken Indiens zurückgehen. Die Tradition, die den meisten Westlern zuspricht, ist Hatha-Yoga. Dieser beinhaltet Körperhaltungen (Asanas) sowie Atemtechniken (Pranayama) u.a.. Hatha-Yoga ist primär eine Methode, um spirituelle Erfüllung zu erlangen. Nebenwirkungen sind ein gesunder Körper und ein friedvoller Geist. Über die Jahrhunderte hat es viele verschiedene Interpretationen dieser indischen Übungspraxis gegeben.

In jüngster Zeit, also seit dem späten 19. Jahrhundert, kamen diverse Yoga-Meister in den Westen und haben ihre jeweilige Interpretation von Yoga den hiesigen Schülern mitgeteilt. Diese Schüler haben ihrerseits dann Schulen und Institute in Europa und Amerika gegründet. Nun gibt es Schulen, die Kripalu-Yoga, Astanga-Yoga, Bikram-Yoga, Power-Yoga, IYENGAR-YOGA sowie viele andere Stile vermitteln. All diese Stile sind Hatha-Yoga, doch sind sie jeweils eine eigene Interpretation einer einzigen Sache.

Der Wert von Yoga

Menschen bestehen aus drei Elementen: Körper, Geist und Seele. Entsprechend haben sie drei Bedürfnisse, die für ein zufriedenes Leben gestillt werden müssen: der Körper braucht Gesundheit; der Geist braucht Wissen; die Seele braucht inneren Frieden. Wenn alle drei vorhanden sind, besteht Harmonie.

Die moderne Gesellschaft steht bezüglich dieser drei Aspekte Problemen gegenüber. Der heutige Lebensstil ist mit seinen vielen technologischen Wundern ein gemischter Segen. Bequemlichkeit und Schnelligkeit werden auf Kosten der körperlichen Gesundheit gekauft. Arbeitssparende Gerätschaften verringern allgemein den Einsatz des Körpers im Alltag, was Steifheit und muskuläre Schwäche mit sich bringt. Bewegungsmangel führt zu Rückenschmerzen, Nackenproblemen, Schwere in den Gliedern und Schwierigkeiten beim Gehen. Ausgiebiger Gebrauch von visuellen Medien (Fernseher und PC) verursacht Kopfschmerzen und Stress für die Augen.

Die mentalen Sorgen einer wettbewerbsbetonten Welt entleeren die inneren Reserven und laden so stressbedingte Probleme ein wie Schlaflosigkeit, Verdauungsstörungen und Beschwerden im Nerven- oder Atmungssystem. Wenn dieser Druck nicht durch Zeit für Ruhe und Reflektion ausgeglichen wird, wird so die Lebensqualität beeinträchtigt.

Yoga hilft bei all diesen Problemen.

Auf der körperlichen Ebene lindert er das Leiden von unzähligen Krankheiten. Das Üben der Körperhaltungen kräftigt den Körper und verleiht ihm Wohlgefühl.BKS_BhekasanaBKS Iyengar in Bhekasana

Psychologisch gesehen schärft Yoga den Intellekt und verbessert die Konzentration. Er stabilisiert die Emotionen und ermutigt zu einem fürsorglichen Interesse am Gegenüber. Vor allem verleiht er Hoffnung. Das Üben der Atemtechniken schafft Ruhe im Geist. Die Philosophie des Yoga setzt das Leben in Perspektive. Im Spirituellen bringt Yoga Bewusstsein und die Fähigkeit, still zu sein. Durch die Meditation kann innerer Frieden erlebt werden. So ist Yoga eine praktische Philosophie, die sich mit jedem Aspekt des Menschen befasst. Es lehrt die Evolution des Individuums durch die Entwicklung von Selbstdisziplin und Selbstbewusstsein. Jeder kann Yoga üben, ungeachtet seines Alters oder gesundheitlichen Zustands, seiner Lebenslage oder Religion.

Die Disziplinen des Yoga

Yoga wurde vor etwa 2000 Jahren von einem Weisen namens Patanjali kodifiziert in seinem Werk Yoga-Sutra. Dieses Werk wird heutzutage von jedem Yoga-Übenden als der maßgebende Text über Yoga angesehen.

Patanjali’s Yoga besteht aus acht Gliedern:

     Yama – Universelle ethische Disziplinen (Umgang mit der äußeren Welt)

     Niyama – Regeln für das eigene Verhalten (Umgang mit der inneren Welt)

     Asana – Das Üben von Körperhaltungen

     Pranayama – Das Üben bestimmter Atem-Techniken

     Pratyahara – Herrschaft über die Sinnesorgane

     Dharana – Herrschaft über den Geist

     Dhyana – Meditation

     Samadhi – Das Aufgehen ins Unendliche

Augenblicke des Erlebens der höheren Glieder können auf jedem Niveau und bei jedem Glied der Praxis entstehen, was das Üben über den Bereich des körperlich/mentalen Bemühens hinaushebt.

Yoga ist auf einem Fundament von Ethik (Yama) und persönlicher Disziplin (Niyama) aufgebaut. Dies sind universelle Richtlinien, die in allen Gesellschaften vorkommen. Darum kann aus praktischer Sicht Asana als Beginn des Yoga angesehen werden.

Jedes Glied bildet ein Teil des Ganzen. Zudem lehrt uns die Tradition, dass, auch wenn man Großes in Yoga erreicht hat, zugunsten der Gesundheit des Körpers das Üben von Asana und Pranayama fortgesetzt werden soll.

Über IYENGAR-YOGA

BKS Iyengar fing im Jahr 1936 mit 18 Jahren an, Yoga zu unterrichten und setzte es bis in sein hohes Alter von 95 Jahren fort, Schüler zu unterrichten und zu inspirieren. Perfektionismus, Detailliebe und Inbrunst in der Praxis kennzeichnen seine Lehre und die Schule des Yoga, die er entwickelt hat.

Sein System hilft Menschen allmählich vom Anfänger- zum Meister-Status fortzuschreiten unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen Schwächen und Probleme. Dieses Fortschreiten ist erzieherisch wohldurchdacht und bringt bleibende Nutzen. Deswegen wird sein System international von vielen Schul- und anderen Behörden förmlich anerkannt. (Auch in Deutschland wird IYENGAR-YOGA und IYENGAR-YOGA-Deutschland e.V. z.B. global von den Krankenkassen als wirksame Methode in der Vorbeugung von Krankheiten angesehen.)http://iyengaryogamin.com/wp-content/uploads/2015/12/bks-iyengar-forside.jpg

BKS Iyengar in Trikonasana

Obwohl er Yoga popularisierte, hat er die Reinheit seiner ursprünglichen Lehre nicht geopfert. Yoga ist eine Philosophie, eine Wissenschaft und eine Kunst. Es ist für ihn auch eine Therapie. BKS Iyengar hat all diese Aspekte erkannt und entwickelt, und so einen immensen Beitrag zum Wissen und Verständnis von Yoga geleistet.

BKS Iyengar hat die therapeutische Anwendung der Haltungen entwickelt und erfand Methoden, die Wohltaten der Praxis von Haltungen auch für Patienten mit Gebrechen oder Behinderungen zugänglich zu machen. Führende Mitglieder der medizinischen Zunft in Indien und anderswo erkennen sein intimes Wissen vom Körper und seine Erklärungen über Pathologie aus yogischer Sicht an. Bei der Behandlung von komplexen medizinischen Problemen wird er als Experte hoch angesehen.

Neben seinen Verdiensten im therapeutischen Bereich trägt BKS Iyengar auch zur Fortentwicklung der Forschung über Meditation bei. Die Idee von Meditation in der Bewegung ist Grundgedanke seiner Arbeit. Meditation ist der Zustand, in dem man vollkommen bewusst bei der Ausführung der Haltungen verweilt und in diese aufgeht. Es besteht ein ununterbrochener Austausch zwischen Geist und Körper über jede Bewegung und Impuls. Das verfeinerte Bewusstsein, das durch diese Meditation in der Bewegung entsteht, wird auch in den Alltag transportiert.

Schließlich sieht BKS Iyengar Yoga als eine Kunst. Der Körper wird modelliert und in anmutige Formen gebracht. Seine kunstvolle Präsentation hat er vervollkommnet und die Techniken dazu auch weitergegeben. Durch die Entdeckung des Ästhetischen in den Haltungen hat er Yoga auch visuell anziehend gemacht und so unzählige Menschen inspiriert, mit Yoga zu beginnen.

Bildergebnis für BKS Iyengar

(Quelle Text: Michael Forbes)